agil, Agilität, Sichtart

Eine meiner älteren Freundinnen Mina ist über 70 – wobei sie um vieles jünger ist. Jung im Sinne von gedanklich flexibel, beweglich, anpassungsfähig, veränderungsstark.

Schon vor 20 Jahren meinte sie zu mir: “Es gibt junge Alte und alte Junge.“ Dabei lächelte sie immer und man sah ihren Geist durchs Zimmer springen. Mina ist eindeutig eine „Junggebliebene“. Sie hat Lebenserfahrung, ist vielseitig interessiert, offen und humorvoll. Auch hat sie Krisenerfahrung und weiß, was es bedeutet wieder anzufangen, wenn etwas vorbei ist. Ungewisse Zukunftsphasen und experimentieren sind ihr vertraut. Mina ist kommunikativ und scheut keine Auseinandersetzung. Man kann unterschiedlicher Meinung

sein – es wäre ihr sonst viel zu langweilig und zu wenig anregend.

Der Freundeskreis ist ein kunterbunter Haufen zusammengewürfelter Menschen aus aller Welt. Sie braucht Unterschiedlichkeiten, andere Perspektiven und Querdenkende um sich. Innerlich ist sie nicht nur beweglich sondern auch gleichzeitig stabil. Stabil im Sinne von „wissen, wer sie ist“, mit einer spürbaren Persönlichkeitsstärke, einer inneren Ruhe und Gelassenheit und einer konzentrierten, sinnvollen Lebensausrichtung … was auch immer kommen mag. Mina ist agil. Das wird man nicht von heute auf morgen. So wie man nicht erst mit 70 anfangen kann, fit fürs Alter und beweglich zu werden. Das wissen Sie ja bereits ….

So ist das auch mit Menschen in agilen Organisationen, in agilen Umwelten. Auch sie müssen beweglich, veränderungsstark und kritisch sein, rasch reagieren und Ruhe bewahren können, ausprobieren, Neues entwickeln, in der Unvorhersehbarkeit handeln. Alles Eigenschaften, um erfolgreich in die Zukunft zu gehen. Unabhängig vom Lebensalter. Manche Menschen schaffe das leicht, andere müssen sich Schritt für Schritt auf den Weg machen und trotz so mancher Behäbigkeit in und um sie, einfach dranbleiben.

Agil – Was ist das eigentlich?

agile, agilität, sichtart

„Das Konzept der Agilität umfasst kurze, überschaubare Planungs- und Umsetzungszyklen mit konkreten Ergebnissen („prototyping“), sodass sofortiges Anpassen an veränderte Rahmenbedingungen möglich wird („inspect and adapt“). Fehler werden frühzeitig sichtbar und können bereits im Frühstadium korrigiert werden, Prioritäten werden regelmäßig hinterfragt und neu ausgerichtet. Agilität steht für iteratives Vorgehen, laterales Führen, interdisziplinäre und cross-funktionale Teamarbeit sowie organisierte Selbstverantwortung“.

Definition aus dem Blogartikel: https://www.haufe.de/thema/agilitaet/

Agil-Sein ist nicht gleichzusetzen mit „immer schnell sein“ oder „permanentem Reagieren und Agieren“. Agil-sein ist mehr, agil-sein geht tiefer. Agil ist man, wenn man Ruhe und Stabilität in sich trägt, wenn man auch das Nicht-Handeln als Qualität nutzt. Wenn das fehlt, ist sonst die Gefahr eines gestressten Haufens überforderter Menschen groß. Ein doch wesentlicher Unterschied.

 Von Elisabeth Sechser