Präsenz und Reflexion statt Optimierung!

Wieso fällt es uns so schwer unsere „Profession“ zu finden, einen Beruf, in dem wir Zuhause sind, der uns erfüllt und mit dem wir die Welt erfüllen und gestaltend aktiv werden können? Wie können wir unseren Beruf, unseren Job, mit dem verbinden, was uns wichtig ist und Wege finden, dies durch unsere Profession auszudrücken?

Die gegebenen Möglichkeiten, wie Menschen in Organisationen wirken können, sind mittlerweile weit von den individuell gewünschten Wirklichkeiten entfernt. Die Ideen, die Organisationen bereitstellen, was man wie werden könnte, entsprechen in keinster Weise der Vielfalt, die Menschen zu bieten haben. Aber vor allem wird noch immer weiter an der Leistungsschraube gedreht. Wenn Unternehmen keine Orientierung mehr bieten und Arbeit mit einem Verlust an Sinn einhergeht, erhalten Geld und Sicherheit den Schein der Fülle aufrecht. Doch wenn auch dies nur mehr mit immer mehr Leistung zu erreichen ist, und auch das nicht mehr für alle? Die Arbeitslosigkeit steigt, bei steigendem wirtschaftlichem Wachstumsdruck!

Wenn wir unseren Fokus auf eine leistungsbezogene Karriere legen, dann ist bereits die Qualität des Entscheidungsprozesses davon bestimmt. Wie weit sind wir uns dieser Art von Karrierewahl bewusst? Worauf ist unser Blick gerichtet? Auf das Gehalt, das Ansehen, die Sicherheit, die Macht- und Einflussmöglichkeiten, das Wissen, die Gestaltungsmöglichkeiten? Haben wir Zugang zu unserer Quelle, die zu einem erfüllenden Beruf führt oder werden wir von äußeren und vergangenen Erwartungen geleitet, die uns nicht eigen sind? Nur wenn wir auf unserem beruflichen Weg möglichst präsent bleiben, bei uns selbst und im Hier und Jetzt, können wir unsere beruflichen Wünsche und Karrierevorstellungen angemessen wahrnehmen und verstehen.

Die Optimierung der Prozesse und Systeme hat vor uns selbst nicht halt gemacht. Effizienz ist zu einem verheißungsvollen Wert geworden. Doch in welche Richtung optimieren wir uns? Wenn wir uns nur immer mehr Wissen und Kompetenzen aneignen, entwickeln wir uns nicht weiter. Langfristig können wir nur effizient sein, wenn wir uns orientieren können, Einsicht in unser Umfeld haben, in das wir eingebettet sind und in Kontakt mit uns selbst und unseren Potenzialen bleiben. Auf der individuellen Ebene braucht es die Selbstreflexion, in der unser alltägliches Tun und Denken einen Schritt zurück tritt und wir uns auf eine tiefere Wirkung einlassen und mit unserer Umwelt, unserer Profession und uns selbst in Resonanz gehen.

Und welche Denkmuster prägen die Berufswelt, unsere Karrierewahl und damit auch den weiteren Berufsweg? Die meisten denken noch immer in oben und unten. Jene die Macht haben und jene, die keine haben. Arbeiter, Angestellte, Management. Auf organisationaler Ebene sind neue Formen der Kooperation gefragt, damit Mensch und Unternehmen zueinander passende Berufs- und Karrierewege entwickeln und den eigenen Beitrag zum Ganzen wahrnehmen können. Immer mehr Menschen erkennen die Notwendigkeit einer neuen Führungs- und Kooperationskultur, aber noch zu wenige haben den Mut diesen Weg zu gehen.

Machen wir die Welt größer, in uns und um uns.

von Linda Baumgartner